Theater. Entwurf für ein mobiles Theater. Das Staatstheater Freiburg wollte die Möglichkeit prüfen für Sommertourneen ein mobiles Theater anzuschaffen. Ein Gebäude im Besitz des Theaters welches dem Ensemble Unabhängigkeit von festen Veranstaltungsorten und terminlichen Zwängen bieten soll. Auch ein Objekt mit eigener Identität um als Landmarke mit Signalcharakter die Theaterleute zu bewerben. Und all dies in einem finanziell machbaren Rahmen.

Die Tragstruktur des Bauwerks setzt sich aus Standardelementen des Gerüstbaus zusammen, die europaweit von Gerüstbaufirmen erhältlich sind. Wesentlicher Bestandteil des Konzeptes ist somit die Möglichkeit den „Rohbau“ von einem Gerüstbauer nach den Bauplänen, genauer Ortsangabe und Ausrichtung, am Spielort erstellen zu lassen. Das Bauwerk wird nur angemietet. Herstellungs-, Lager-, Transport- und Entsorgungskosten entfallen. Die Theatertechniker bringen lediglich die spezifischen Einbauten mit. In Anmutung und Typologie möchte der Bau Leichtigkeit und Losgelöstheit von der Schwere eines Massivbaus als Ausdruck von Mobilität und eines temporären Charakters vermitteln. Der Bau versteht sich als Zeltbau. Eine vertikale Komponente in Form mehrerer übereinander gelagerter Ebenen fließt mit ein. Der eigentliche Brennpunkt des Bauwerks – Bühne und Zuschauerraum – befindet sich als Ort der Konzentration in einer feuerroten Kapsel, die entrückt von Schwere und Bodenhaftung in einer Höhe von 6m vom Grund schwebt.Nebenräume, Pausenbereich und Bar befinden sich in der Schale aus Stahlrohrrahmengerüst, die den Kern umfasst.

Querschnitt Zuschauerraum

Der Raum unter der Theaterkapsel begreift sich als öffentlicher ganztätig begehbarer Ort, der als Werbefläche und Appetitanreger in eigener Sache dient. Dort finden sich Informationen zur aktuellen Inszenierung. Mögliche Spielorte sind öffentliche Bereiche des Stadtraumes, Plätze, Parkanlagen, Fußgängerzone. Das Abheben der „Theaterkapsel“, die Überwindung der Bodenhaftung und die große Höhe, in der sich Zuschauer und Schauspieler im Gerüst bewegen ist auch ein symbolischer Akt der Loslösung vom Alltagsniveau.

Die abenteuerliche Wegeführung im Freien ohne massive Wände und das Unprätentiöse, Ungewohnte der Gerüstbesteigung konfrontieren den Zuschauer mit neuen und außergewöhnlichen Eindrücken im Kontext eines Theaterbesuchs und zwingen ihn, sich auf den Aufstieg in die Kapsel zu konzentrieren. Abenteuerlust, Neugierde und Spieltrieb sind Gefühle, die beim Besuch des Baus mitschwingen sollen. Der Regisseur und Theatertheoretiker Peter Brook schreibt in seinem Aufsatz „Das derbe Theater“ über die Vorzüge von Spielorten, die sich den Konventionen des bürgerlichen Theaterbetriebs in gediegener und luxuriöser Atmosphäre entziehen. Dabei entsteht aus dem Spiel mit der klassischen Erwartungshaltung Theaterbesuch und der Nichteinhaltung von tradierten Gewohnheiten „eine gesteigerte Qualität des Rezipierens beim Konsumenten“.

 

Isometrie Tragwerk
Isometrie Zelthaut
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